Berlin mit dem Neubauquartier Paule Panke aus der Vogelperspektive.

Kommunale Wärmeplanung: Wie sieht die Zukunft der Berliner Wärmeversorgung aus?

Die Vergrünung der Energiewirtschaft durch die Nutzung erneuerbarer Energiequellen wirkt sich auch auf die Wärmeversorgung aus. Gerade in urbanen, dicht bebauten Gebieten wie Berlin werden viele verschiedene Technologien zum Einsatz kommen müssen, um für jede individuelle Voraussetzung eine passende Wärmelösung zu finden. Wir werfen einen Blick auf mögliche Szenarien für die Berliner Wärmeversorgung und erklären, welche Rolle die kommunale Wärmeplanung dabei spielt.

Wärmeversorgung in Deutschland soll bis 2045 klimaneutral sein

Bis 2045 will die Bundesrepublik Deutschland klimaneutral werden. Zu dieser Zielerreichung sollen auch die Kommunen ihren Teil beitragen – zum Beispiel im Bereich der Wärmeversorgung von Wohn- und Gewerbegebäuden. Daher sind sie nach dem Wärmeplanungsgesetz verpflichtet, eine kommunale Wärmeplanung zu entwickeln.

Städte mit mehr als 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner müssen diesen Plan spätestens 2026 vorlegen, kleinere Kommunen haben dafür bis 2028 Zeit. Dabei soll die Planung mit dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) abgestimmt sein, um Synergien zu nutzen.

Was ist kommunale Wärmeplanung eigentlich genau?

Sie ist ein strategischer Prozess, mit dem Städte und Gemeinden herausfinden, wie die Gebäude in den einzelnen Gebieten und Stadtteilen künftig mit möglichst wenig CO₂ und möglichst viel erneuerbarer Energie beheizt werden können. Dadurch entsteht ein Zielbild, wie die Wärmeversorgung 2045 aussehen soll.

Auf Basis des fertigen Wärmeplans können Grundstückseigentümerinnen und -eigentümer dann sehen, ob in ihrer Straße zum Beispiel eine Fernwärmeleitung verlegt werden soll, ob ein Gebiet ein Nahwärmenetz enthält oder ob die kommunale Wärmeplanung keine Anbindung an ein Wärmenetz vorsieht. Im letzten Fall müssen sich die Grundstückseigentümer dann um eine eigene Versorgungslösung kümmern.

Kommunale Wärmeplanung für Berlin muss vieles beachten

Städte und Ballungszentren stehen bei der kommunalen Wärmeplanung vor besonderen Herausforderungen:

  • Bestehende Nah- und Fernwärmenetze müssen erweitert oder umgerüstet werden.
  • In dichtbebauten und versiegelten Gebieten lassen sich unterirdische Wärmequellen nachträglich schwerer erschließen.
  • Potenzielle Neubauprojekte und zukünftige Wärmeverbraucher müssen in der kommunalen Wärmeplanung bereits mitgedacht werden.
  • Alle Energielösungen müssen möglichst klimaneutral und nachhaltig sein.

In Berlin sind laut Bundesumweltamt rund 70 Prozent der Gesamtfläche unversiegelte oder versiegelte Siedlungs- und Verkehrsflächen. In diesen dicht bebauten Regionen lassen sich nur schwer großflächige Wärmeerzeugungsanlagen nachträglich installieren.

Gleichzeitig kann bei dichter Bebauung gleich eine große Anzahl an Gebäuden mit einer neuen Wärmelösung versorgt werden – über Nahwärmenetze, die ein ganzes Quartier an eine Wärmeversorgung anschließen. Durch diese Netze können grüne Gase – wie Biogas und perspektivisch Wasserstoff – fließen oder etwa Wärme, die aus nachhaltigen Energiequellen wie Geothermie oder Abwärme aus Umwelt und Industrie generiert wird.

Je nach Bebauungsstruktur kommen unterschiedliche Wärmelösungen in Frage. In dichter besiedelten Gebieten wird die Wärmeversorgung häufig über Wärmenetze realisiert – insbesondere, wenn bereits Leitungen vorhanden sind oder sich der Anschluss wirtschaftlich lohnt.

In weniger dicht bebauten Quartieren können hingegen dezentrale Systeme wie Wärmepumpen eine effiziente Lösung sein. Ergänzend können Photovoltaik- oder PVT-Anlagen zur Eigenstromversorgung beitragen, während sich Abwärme aus Gewerbe oder Industrie für die Beheizung angrenzender Wohngebiete nutzen lässt.

Erdwärme im Fokus der kommunalen Wärmeplanung

All diese verschiedenen Ausgangssituationen in der Stadt und alle möglichen zukünftigen Entwicklungen einer wachsenden Metropole muss Berlin bei der kommunalen Wärmeplanung berücksichtigen.

Ein Aspekt der Wärmeplanung ist daher die Potenzialanalyse zu lokalen erneuerbaren Energiequellen, wie zum Beispiel Erdwärme. Die kostenlose Wärme im Untergrund lässt sich zum Heizen von Wohn- und Gewerbeflächen und zur Warmwasserbereitung nutzen.

CO₂-freie Wärmelösungen für Wohn- und Gewerbequartiere

Ob Geothermie oder andere Wärmequelle, ob zentrale oder dezentrale Wärmelösung – was auch immer die kommunale Wärmeplanung für ein Gebiet vorsieht, wir unterstützen bei der Planung und Installation einer klimafreundlichen Wärmelösung für Großprojekte.

Denn: GASAG Solution Plus als Tochterunternehmen der GASAG-Gruppe befindet sich auf dem Klimapfad 2040 – einer Strategie, die allen Kundinnen und Kunden der GASAG-Gruppe bis spätestens 2040 eine klimaneutrale Energieversorgung anbieten möchte.

Daher planen und realisieren wir schon heute für ganze Quartiere, Bürokomplexe oder Unternehmensstandorte Wärme- und Kältelösungen, die möglichst CO₂-frei und nachhaltig sind. Dazu nutzen wir grüne Technologien, die kostenfreie Umweltenergien nutzen, und versuchen mit Nahwärmenetzen, so viele Gebäude wie möglich an eine grüne Lösung anzubinden.

Ein Beispiel für eine komplett fossilfreie Energielösung für ein ganzes Quartier ist das Neubauprojekt Paule Panke in Berlin-Pankow. Hier werden wir bis 2030 mehr als 540 neue Wohnungen mit Wärme versorgen – komplett CO₂-frei.

Mithilfe von rund 100 Sonden nutzen wir die Erdwärme im Untergrund, die durch Wärmepumpen zu nutzbarer Wärme gemacht wird. Ein Nahwärmenetz verteilt diese Wärme dann an die Wohnhäuser und Gewerbeflächen im Quartier.

Perspektivische Ansicht des Wohnquartiers Staytion in Berlin-Pankow.
Auf dem Gelände des Pankower Forums, in der Nähe des S-Bahnhofs Pankow-Heinersdorf, entsteht von 2024 bis 2030 das neue Wohnquartier Paule Panke. Visualisierung: Kondor Wessels

Gleich mehrere Nummern größer ist das Projekt am Behrensufer in Berlin-Oberschöneweide. Auf rund 280.000 Quadratmetern werden wir denkmalgeschützte Bestandsgebäude sowie Neubauten zuverlässig mit Wärme und Kälte versorgen.

In dem neuen Gewerbestadtquartier direkt an der Spree soll sich vorrangig produzierende Industrie ansiedeln, deren Wärme- und Kältebedarf wir über grüne Technologien wie Wärmepumpen, Abwärmenutzung und Eisspeicher decken werden.

Klimaschonende Abwärmenutzung funktioniert auch für Bestandsgebäude

Die Nutzung von Abwärme setzen wir bereits in mehreren Projekten erfolgreich ein. Im Marienpark in Berlin werden wir mit der sonst ungenutzten Abwärme eines neu gebauten Rechenzentrums Wohn- und Gewerberäume beheizen. Dazu bringen Wärmepumpen die Abwärme, die beim Kühlen der Serverräume abfällt, auf das benötigte Temperaturniveau.

Ein Nahwärmenetz transportiert diese Wärme dann zu den umliegenden Gebäuden. Nach demselben Prinzip versorgen wir mit Beginn der Heizperiode 2025 das berühmte Pallasseum – ein Wohnkomplex aus den 1970er Jahren in Berlin – mit Wärme. Rund 500 Wohnungen mit circa 36.000 Quadratmetern Wohnfläche heizen dann überwiegend umweltschonend mit der Abwärme eines nahen Rechenzentrums.

Pallasseum: Seitenansicht des denkmalgeschützten Wohnkomplexes an der Pallasstraße in Berlin-Schöneberg.
Denkmalgeschützter Wohnkomplex aus den 1970er-Jahren: Das Pallasseum in Berlin-Schöneberg ist eines der bekanntesten Wohngebäude der Stadt. Foto: Wikicommons.

Unsere Referenzen zeigen anschaulich, dass fossilfreie oder -arme Wärmelösungen in dicht besiedelten Gebieten schon heute möglich sind. Sie beweisen: Eine grüne Wärmeversorgung in Berlin ist realistisch und wirtschaftlich. Die Wärmewende in Berlin ist aber mehr als ein technisches Projekt – sie ist eine gemeinsame Aufgabe für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.

Mit der kommunalen Wärmeplanung entsteht ein Fahrplan für eine lebenswerte, klimafreundliche Stadt. Wir von GASAG Solution Plus gehen diesen Weg aktiv mit und entwickeln und betreuen grüne Wärmelösungen für Berlin.