Ein Raum in der Fabrik mit vielen Rohren

Abwärmenutzung wird zum Baustein der Wärmewende.

Wo Abwärme unvermeidbar entsteht, sollte sie auch genutzt werden. In kleinen und großen Projekten heizen Büro- oder Wohngebäuden daher bereits klimafreundlich mit Abwärme aus der industriellen Produktion oder aus Rechenzentren. Statt die Abwärme ungenutzt in die Umwelt abzugeben, kann sie also ein wichtiger Baustein in der Wärmewende werden. Wir erklären, wie das geht!

Viel mehr als heiße Luft: Was versteht man unter Abwärme?

Im Zuge der Wärmewende als Teil der notwendigen Energiewende wird nach umweltfreundlichen Wärmequellen gesucht. Neben Photovoltaik und Solarthermie (PVT) sowie Geothermie ist die Abwärmenutzung eine der weitere mögliche Quelle. Denn: Wo produziert wird, entsteht meist auch Wärmeenergie – etwa, wenn Maschinen, Öfen oder Motoren laufen, bei chemischen Reaktionen oder wenn Klima- und Kühlungsanlagen betrieben werden. Jene Energie, die überschüssig ist, wird als Abwärme bezeichnet. In Industrie- und Gewerbeprozessen entsteht mitunter massenhaft Abwärme, die in den meisten Fällen als heiße Luft ungenutzt freigesetzt wird – bisher verschenktes Heiz-Potenzial.

Wie funktioniert Abwärmenutzung?

In erster Linie lässt sich Abwärme zum Beheizen von Gebäuden verwenden. Die ungenutzte Wärme wird dabei effizient weiterverwertet. Dazu wird die rund 60 Grad heiße Luft in ein Nahwärmenetz eingespeist, an das Wohngebäude oder Gewerbeeinheiten angeschlossen sind. Diese Gebäude heizen dann direkt mit der Abwärme aus der Industrie oder aus Rechenzentren. Liegt die Abwärme bei unter 60 Grad, lässt sich die Temperatur mittels Wärmepumpen auf das passende Niveau anheben und dann in die Heizsysteme von Gebäuden einspeisen.

So kann man die zuvor nicht genutzte Abwärme in effiziente Wärmekonzepte für Wohn- oder Bürogebäude integrieren. Das ist nicht nur energieeffizient, sondern hilft auch, den CO₂-Ausstoß zu verringern, da weniger fossile Brennstoffe für die Wärmeerzeugung benötigt werden. Bedeutet: Geben Abwärme-Erzeuger ihre Wärmeenergie zum Heizen ab, können Wohnungsunternehmen, Betriebe und Gebäudeeigentümer die Energiebilanz ihrer Liegenschaften verbessern. Damit wird Abwärme zu einer wertvollen Ressource im nachhaltigen Energiemanagement.

Welche Quellen für Abwärme gibt es?

Nicht überall, wo Abwärme entsteht, lässt sie sich auch nutzen. Es gibt aber drei Abwärmequellen, aus denen man effizient und umweltfreundlich Heizwärme oder sogar Strom erzeugen kann:

Abwärmenutzung aus Abwasser

Abwasser enthält oft ungenutzte Wärme, vor allem in städtischen Gebieten – denn heißes Wasser, das zum Waschen und Spülen in Haushalten und Unternehmen genutzt wird, fließt noch warm direkt in die Kanalisation. Diese Wärme kann mithilfe von Wärmetauschern aufgefangen werden, bevor das Abwasser in die Kanalisation abgeleitet wird. Diese Wärme wird dann in Heizsystemen für Gebäude genutzt, um die Räume zu beheizen oder um erneut Warmwasser bereitzustellen – ein echter Kreislauf.

Abwärmenutzung in der Industrie

In der Industrie entstehen durch Produktionsprozesse – wie Schmelzen, Gießen oder chemische Reaktionen – große Mengen an Abwärme. Diese können durch Wärmerückgewinnungssysteme aufgefangen und entweder direkt in andere Produktionsschritte fließen, zur Stromerzeugung genutzt oder zum Heizen verwendet werden. Laut Umweltbundesamt ließen sich allein aus Prozessen der Eisen- und Stahlerzeugung in Deutschland jährlich mehr als 2,6 Milliarden Kilowattstunden Wärme zusätzlich nutzen.

Abwärmenutzung in Rechenzentren

Rechenzentren erzeugen durch den Betrieb der Server kontinuierlich Wärme. Damit die Server nicht heiß laufen, müssen die Räume gekühlt und die Wärme abgeführt werden. Diese Abwärme lässt sich auffangen und beispielsweise zum Beheizen von Gebäuden durch Einspeisung in Nahwärmenetze verwenden. Ein Rechenzentrum allein kann dabei mitunter ein ganzes Quartier in unmittelbarer Nachbarschaft mit Wärme zum Heizen und für die Wasserbereitung versorgen. Da Rechenzentren rund um die Uhr laufen, bieten sie eine konstante und verlässliche Wärmequelle – nachhaltig und effizient. Ab 2026 werden Betreiber von neu errichteten Rechenzentren sogar gesetzlich verpflichtet, ihre Abwärme zumindest teilweise zu nutzen oder anderen zur Verfügung zu stellen.

Infografik Abwärme Wohnquartier

Welche Förderungen für Abwärmenutzung gibt es?

Mit dem Förderkredit „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“ unterstützt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Unternehmen dabei, Maßnahmen umzusetzen, die die Energie- und Ressourceneffizienz erhöhen und damit zur Senkung der Treibhausgasemissionen beitragen. Dazu zählen auch Maßnahmen zur Abwärmenutzung. Für besonders klimafreundliche Vorhaben stellt die KfW bis zu 100 Millionen Euro zur Verfügung.

Wo wird Abwärme bereits genutzt?

Zahlreiche Projekte nutzen bereits Abwärme, um Bestandsgebäude sowie Neubauten umweltfreundlich zu beheizen. Die Beispiele zeigen: Die Nutzung von Abwärme als Energiequelle ist längst in der Praxis angekommen.

Marienpark Berlin: Abwärme aus dem Rechenzentrum für ein Gewerbequartier

Im neu errichteten Rechenzentrum des Telekommunikationsunternehmens NTT im Marienpark entsteht jede Menge unvermeidbare Wärme. GASAG Solution Plus macht diese nutzbar und errichtet im Marienpark Berlin eine fossilfreie Energiezentrale. Wärmepumpen heizen die 28 Grad warme Luft aus dem Rechenzentrum weiter auf und stellen sie für die Beheizung von Bürogebäuden bereit. Bis 2025 sollen so rund 150.000 Quadratmeter Gewerbefläche klimafreundlich versorgt werden. Und das ist noch nicht alles: Ab 2027 sollen zusätzlich Wohngebäude sowie gewerbliche und öffentliche Einrichtungen wie zum Beispiel Schulen an dieses innovative, CO₂-arme Wärmenetz angeschlossen werden.

IT-Abwärme für den Wohnkomplex Pallasseum Berlin

Auch im Pallasseum in Berlin-Schöneberg wird ab Oktober 2025 die Abwärme eines nahegelegenen Rechenzentrums der Telekom genutzt. Damit lassen sich mehr als 500 Wohnungen der Gewobag nachhaltig beheizen. Diese Lösung reduziert nicht nur die Heizkosten der Bewohnerinnen und Bewohner, sondern spart auch jährlich rund 800 Tonnen CO₂ ein. Mit einem Mix aus Wärmepumpen und einem Gaskessel für Spitzenlasten wird die Abwärme effizient auf die benötigten Temperaturen gebracht. So verbindet das Projekt Denkmalschutz mit moderner, klimafreundlicher Energieversorgung für Bestandsgebäude. GASAG Solution Plus leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Dekarbonisierung in Berlin.

Fragen zum Thema Abwärmenutzung?

Sie wollen Abwärme nutzen? GASAG Solution Plus hat sich darauf spezialisiert, für jedes Gebäude und Projekt die passende Lösung zu finden, umzusetzen und zu betreiben. Kontaktieren Sie uns!

Eine Frau mit grauer Bluse und verschränkten Armen schaut gerade in die Kamera.

Thea Dymke

Projektleiterin Grüne Produkte (Wärmenetze)

Foto: NTT Global Data Centers